🏔️ Hochtour4. August 2018 - 5. August 2018

Überschreitung Geisshorn

Einsame Tour auf einen unbekannten Dreitausender

ca. 3 Minuten Lesezeit

Vor knapp zwei Jahren wollte ich mit drei Kollegen auf’s Geisshorn im Aletschgebiet – als Einsteiger-Gletschertour. Da sich der Gletscher und der Zustieg aber nicht gerade anfängergerecht herausstellte, mussten wir dannzumal die Segel streichen uns mit einer tollen Wanderung zum schön gelegenen Fusshornbiwak begnügen. Heute, mit etwas besserer Vorbereitung, war die Tour von Erfolg gekrönt und ich konnte diese Pendenz schliessen.

Der erste Tag ist schnell erzählt: Genau wie vor zwei Jahren wandern wir in ca. 3.5 Stunden von der Belap, vorbei am Hotel Belap beim Aletschbord, auf dem Wanderweg zum Fusshornbiwak. Und – wie vor zwei Jahren – sind auch diesmal nicht viel Leute im Biwak anzutreffen. Neben unserer Dreiergruppe sind es nochmals zwei Personen, die die Vorzüge dieses kleinen Bijoux geniessen wollen.

Kapelle Belalp (Foto: Ricky)Kapelle Belalp (Foto: Ricky)
Aussicht vom Aletschbord zum Grossen AletschgletscherAussicht vom Aletschbord zum Grossen Aletschgletscher
Hüttenaufstieg im Bereich Lochegga (Foto: Ricky)Hüttenaufstieg im Bereich Lochegga (Foto: Ricky)
Aufstieg Lochegga (Foto: Ricky)Aufstieg Lochegga (Foto: Ricky)
Blick zurück zum Aletschbord (Foto: Ricky)Blick zurück zum Aletschbord (Foto: Ricky)
Schwarznasenschafe (Foto: Ricky)Schwarznasenschafe (Foto: Ricky)
Ankunft bei einem tollen BiwakAnkunft bei einem tollen Biwak
Abwasch nach dem Nachtessen (Foto: Ricky)Abwasch nach dem Nachtessen (Foto: Ricky)

Nach einem gemütlichen Hüttenabend legen wir uns bald einmal schlafen, damit wir am nächsten Morgen beizeiten starten können.

Noch in der Dunkelheit wandern wir über Geröllblöcke in Richtung Driestgletscher – Steinmännchen weisen den Weg. Nun versuchen wir jedoch diesmal, nicht möglichst bald auf den (steilen und aperen) Gletscher zu gelangen, sondern möglichst ohne Gletscher- und Schneekontakt östlich der Felsinseln, die sich in der Linie zwischen Biwak und Rotstock befinden, aufzusteigen und damit die grossen Spaltenzonen zu umgehen (Schwierigkeit meist T4, bis T5 II). Dies gelingt und denn auch, und kurz nach Sonnenaufgang können wir auf ca. 3240m die Steigeisen montieren und uns anseilen.

Sonnenaufgang über dem GeissgratSonnenaufgang über dem Geissgrat

Nun geht es, auf Büsser-ähnlichem Schnee – in einem grossen Bogen gegen den Uhrzeigersinn in die Lücke zwischen Rotstock und Geisshorn (oder leicht östlich davon). Den Bogen machen wir, um den grossen Spalten westlich des Rotstocks zu umgehen. Am Sattel angekommen, machen wir uns bereit für den Aufstieg über den Grat bis zum Gipfel.

Aufstieg über den DriestgletscherAufstieg über den Driestgletscher
Blick über den Driestgletscher ins Simplongebiet und BinntalBlick über den Driestgletscher ins Simplongebiet und Binntal

Nun geht es, meist direkt am Grat, über Blockgelände mit Stellen bis II bis hoch zum Gipfel. Teilweise wird leicht in die SW-Flanke ausgewichen (aber nicht zu weit!) um ein paar steilere Stellen zu umgehen.

Blick hinüber zum Schinhorn (Foto: Ricky)Blick hinüber zum Schinhorn (Foto: Ricky)
Ricky und ich am Grat – hinten der Rotstock (Foto: Daniela)Ricky und ich am Grat – hinten der Rotstock (Foto: Daniela)

Weiter oben wir das Gelände etwas schuttiger, doch schon bald stehen wir auf dem höchsten Punkt des Geisshorns und können das Panorama geniessen. Bei den warmen Temperaturen würden wir am liebsten hier sitzenbleiben, doch die sengende Sonne und der aufweichende Schnee mahnen zum Aufbrechen.

Zufriedene Gesichter auf dem Geisshorn. Hinten das AletschhornZufriedene Gesichter auf dem Geisshorn. Hinten das Aletschhorn
Aletschhorn und der Verbindungsgrat dahin (Foto: Ricky)Aletschhorn und der Verbindungsgrat dahin (Foto: Ricky)
Driestgletscher mit unserem AufstiegDriestgletscher mit unserem Aufstieg

Anstatt wieder über den Grat abzusteigen, beschliessen wir spontan, die Überschreitung vorzunehmen und via Zenbächengletscher abzusteigen. Der Abstieg verläuft wie folgt: Zuerst steigen wir über Felsen und dann durch die steile Gipfelflanke einige Meter ab, und dann weiter am langen Seil – auf die Zenbächenlücke zuhaltendend – über den ziemlich flachen Gletscher.

Blick über den Zenbächengletscher. Hinten der Grosse Aletschgletscher und der MärjelenseeBlick über den Zenbächengletscher. Hinten der Grosse Aletschgletscher und der Märjelensee

Nun, als der Gletscher steiler abfällt, halten wir auf die beiden Felsinseln auf 3480m und ca. 3400m zu, und zwischen den beiden hindurch, hinunter in Richtung südliches Gletscherende (teilweise einfach über Platten). Vom südlichsten Gletscherende steigen wir über Geröll hoch zur Lücke im Geissgrat – dabei hält man sich am besten an den Felsen, dort ist es am wenigsten rutschig.

Nach einer kurzen Pause am Geissgrat folgt nun das letzte Gletscherstück: Auf dem aperen Gletscher traversieren wir zur mittleren (schwach ausgeprägten) Gletscherzunge, an deren Ende wir den Gletscher verlassen und über Platten (T5 I) zurück zum Biwak gelangen.

Driestgletscher und der Blick hinunter zur Belalp (Foto: Daniela)Driestgletscher und der Blick hinunter zur Belalp (Foto: Daniela)
Blick zurück. Gletscherzunge Driestgletscher und die Lücke im GeissgratBlick zurück. Gletscherzunge Driestgletscher und die Lücke im Geissgrat

Nun folgt nach der Kür noch die Pflicht: Der lange, heisse Abstieg (und Gegenanstieg) vom Biwak zur Belalp. Als wir dort angekommen, sind wir ziemlich durstig und müde, und freuen uns schon auf ein erfrischendes Bier!

Abstieg vom Biwak (Foto: Ricky)Abstieg vom Biwak (Foto: Ricky)

Kurzinfos
  • Datum

    4. August 2018

    bis 5. August 2018

  • Region

    Wallis

  • Teilnehmer

    Alex

    Daniela R.

    Ricky S.

  • Höhenmeter

    2000m Aufstieg

    2000m Abstieg

  • Distanz24km
  • Schwierigkeit
    T5
    WS
    II