🏔️ Hochtour29. September 2019 - 30. September 2019

Piz Morteratsch

Einsame September-Hochtour auf den Engadiner Klassiker

ca. 4 Minuten Lesezeit

Schon lange steht der Piz Morteratsch weit oben auf meiner Wunschliste. Der über 3700m hohe Gipfel verspricht spektakuläre Blicke auf den bekannten Biancograt des Piz Bernina und eine Aussicht, die weit über das Engadin hinaus geht. Doch ist Ende September nicht etwas spät für eine Hochtour?

Nachdem mein erster Versuch am Piz Morteratsch im Juli 2011 im Schneefall wenige Höhenmeter oberhalb der Tschiervahütte endete, reiste ich mit viel Vorfreude, aber auch etwas Unsicherheit ins Engadin – das Wetter-App versprach zwar Sonne, aber in den Bergen auch starken Wind.

Zustieg zur Chamanna da Tschierva

Am Bahnhof Pontresina treffe ich meine Eltern – es soll eine Geburtstagstour für meine Mutter werden! Gemeinsam machen wir uns auf zu unserer gemeinsamen Tour. Auf einem grosszügig angelegten Kiesweg geht es hinein ins Val Roseg. Hier ist man als Wanderer ungestört, während auf der anderen Seite des Ova da Roseg Pferdekutschen und Mountainbiker fahren. Die Lärchenwälder sind noch grün, doch die gelben und rötlichen Blätter der Heidelbeerstauden, die hier überall wachsen, zeigen, dass der Herbst Einzug gehalten hat.

Val RosegVal Roseg
Lauschige WälderLauschige Wälder

Bei der Alp Roseg auf 2000 Meter trennen sich die Wanderwege, und unser Pfad führt nun bald mit leichter Steigung ums Eck, hinein ins Tal des Vadret da Tschierva. Nun kommen auch die Eisriesen Piz Roseg, Piz Scerscen und bald auch der Piz Bernina zum Vorschein.

Piz RosegPiz Roseg

Die letzten Meter bis zur Chamanna da Tschierva verlaufen auf der Seitenmoräne des Tschiervagletschers. Aufgrund der zunehmenden Erosion der Moräne gibt es hier auch einen Weg, der etwas unterhalb des Grates hochführt.

Piz Bernina mit dem eindrücklichen BiancogratPiz Bernina mit dem eindrücklichen Biancograt

In der Hütte angekommen geniessen wir den Rest des Nachmittages an der Sonne. Da es heute Montag ist und die Saison bald zu Ende geht, ist nicht mehr so viel los in der Hütte.

Noch vor dem Nachtessen verschwindet die Sonne bereits hinter dem Piz dal Lej Alv. Draussen bläst ein ziemlich starker Wind – und wir hoffen, dass der sich bis zum nächsten Morgen noch abschwächen wird.

SonnenuntergangSonnenuntergang

Gipfeltag

Um 3 Uhr stehen die ersten Bergsteiger auf – sie haben den Piz Bernina via Biancograt zum Ziel. Wir schlafen noch bis 5 Uhr weiter und machen uns dann gegen 6 Uhr auf den Weg. Im Licht der Stirnlampen geht es von der Hütte hoch zu den Felsen, die dank Kette und Metallgriffen gut überwunden werden können.

Nun steigt der Weg kontinuierlich an, entlang einer alten Seitenmoräne des Vadrettin da Tschierva, der sich jedoch schon weit nach oben zurückgezogen hat. Wir folgen hier den Wegspuren und Steinmännern, und betreten an der erstmöglichen Stelle den mit Schutt bedeckten Gletscher. Die offizielle Route würde hier westlich des ehemaligen Gletschers verlaufen und bis auf ca. 3130m auf abgeschliffenen Felsen hinaufführen.

Piz Roseg im MorgenlichtPiz Roseg im Morgenlicht

Nun wandern wir auf dem Gletscherschutt über den unteren Teil des Gletschers hoch und gelangen so zum oberen Teil, wo wir die Steigeisen montieren. Wir sind heute die einzige Seilschaft auf dem Weg zum Morteratsch. Zwei weitere Bergsteiger haben den Piz Tschierva zum Ziel und befinden sich schon weiter oben.

Auf dem Vadrettin da TschiervaAuf dem Vadrettin da Tschierva

Am Seil geht es nun über den fast schneefreien Vadrettin da Tschierva bis in die Nähe der Fuorcla da Boval. Nun wird es steiler, aber eine gute Spur führt uns hoch durch die Flanke an den Grat auf knapp 3500m. Hier werden wir von den ersten Sonnenstrahlen empfangen und können die Aussicht geniessen.

EisformationenEisformationen

Nach einer Pause folgen wir nun der guten Spur des letzten Schnees, und gelangen so in mehreren Kehren hoch bis zum Gipfel auf 3751 Metern.

Blick hinunter zum Persgletscher und zur DiavolezzaBlick hinunter zum Persgletscher und zur Diavolezza

Der Piz Morteratsch ist ein toller Aussichtsgipfel: Insbesondere der spektakuläre Blick auf den Biancograt, den Piz Roseg und den Piz Palü, aber auch die Tiefblicke auf den Persgletscher und hinunter zur Tschiervahütte faszinieren. Daneben reicht der Blick im Westen bis zum Monte Rosa und im Osten bis zu Ortler etc.

BiancogratBiancograt
Piz Palü, Bellavista, Piz BerninaPiz Palü, Bellavista, Piz Bernina
Biancograt im DetailBiancograt im Detail
Hinunter zum Vadret da Tschierva und zur HütteHinunter zum Vadret da Tschierva und zur Hütte
Piz TschiervaPiz Tschierva

Nach einer ausgiebigen Pause – am Gipfel ist es fast windstill – steigen wir nun langsam wieder ab.

Vadret da PersVadret da Pers
Auf dem GletscherAuf dem Gletscher

Auf derselben Route gelangen wir zurück zum Vadrettin da Tschierva, und vom Gletscherende des oberen Teils – beim grossen Steinmann – folgen wir den Steinmännern und gelangen zurück zur Tschiervahütte.

Chamanna da TschiervaChamanna da Tschierva

Auf der Terrasse der Hütte geniessen wir Kaffee und Kuchen und können zufrieden auf den erfolgreich bestiegenen Gipfel zurückblicken.

Val RosegVal Roseg

Nun folgt als letzter Teil der Abstieg zurück durch das Val Roseg nach Pontresina, wo wir müde und zufrieden ankommen.

Val Roseg und Blick zurückVal Roseg und Blick zurück

Kurzinfos
  • Datum

    29. September 2019

    bis 30. September 2019

  • Region

    Graubünden

  • Teilnehmer

    Alex

    Kathy

    Robert

  • Höhenmeter

    2000m Aufstieg

    2000m Abstieg

  • Distanz37km
  • Schwierigkeit
    T3
    WS+