🎿 Skitour18. Mai 2018 - 20. Mai 2018

Grand Combin Trilogie

ca. 5 Minuten Lesezeit

Der Grand Combin ist für mich einer der ganz grossen Schweizer Berge: Er stellt ein eigentliches, vergletschertes Massiv mit verschiedenen Gipfeln dar und ist mit seinen gewaltigen Dimensionen von weit herum sichtbar. Er ist von keiner Seite wirklich leicht und ungefährlich zu besteigen, was natürlich auch einen gewissen Reiz ausmacht.

Danny und ich kamen mit dem Berg vor gut einem Jahr zum ersten Mal in Kontakt: Auf der umgekehrten Haute Route von Zermatt in Richtung Chamonix 🔗querten wir Ende März 2017 von der Chanrionhütte unter den mächtigen Südwänden des Combin zum Plateau du Couloir, verbrachten eine Nacht im Bivacco Musso, betraten via Col du Meitin das Plateau des Maisons Blanches und konnten den Grand Combin von verschiedenen Seiten (vom Petit Combin, vom Tournelan Blanc und von der Panossière-Hütte) begutachten, bestaunen und bewundern. Zu dieser Zeit waren sämtliche Aufstiege jedoch blank und eine Besteigung des Grand Combin kam nicht infrage.

Umso mehr freuen wir uns, dass es an diesem Pfingstwochenende wieder ins Wallis und in die Cabane FXB Panossière geht – diesmal stimmen die Vorzeichen!

Anreise und Zustieg

Wir reisen am Donnerstagabend nach der Arbeit mit dem Zug nach Martigny und verbringen dort eine Nacht im Hotel.

Martigny mit Ruine du ChâteauMartigny mit Ruine du Château
Start in FionnayStart in Fionnay

Am Freitagmorgen bringt uns der Zug der TMR nach Le Châble und von dort das Postauto nach Fionnay im hinteren Val de Bagnes. Wir laden unser Gepäck auf den Rücken und wandern los in Richtung Hütte. Auf ca. 1850m treffen wir auf eine durchgängige Schneedecke und können so auf die Skier wechseln. Nun geht es, zwischendurch mit einigen Tragepassagen – hoch bis La Cougne. Hier haben wir erstmals freie Sicht auf das Objekt der Begierde, den Grand Combin.

Der Grand Combin ist erstmals sichtbarDer Grand Combin ist erstmals sichtbar
Danny im Aufstieg zur HütteDanny im Aufstieg zur Hütte

Obwohl aktuell Tagesgangwetter vorherrscht und für den Nachmittag Gewitter nicht ausgeschlossen sind, präsentiert sich das Massiv fast wolkenfrei – ein Traumtag! Nun steigen wir einige Höhenmeter (zu Fuss; eine Stelle mit Kette) ab, um auf den Winterweg zur Hütte zu gelangen. Über einen Lawinenkegel gelangen wir in die Schlucht des Torrent du Corbassière und können so zur Gletscherzunge des Glacier de Corbassière aufsteigen. Über den Gletscher aufwärts, hoch zur Moräne ist es nun nicht mehr weit bis zur Cabane FXB Panossière, wo sich der Hüttenwart bereits über unsere mitgebrachte Konfitüre freut. Nach einem langen Hüttennachmittag und einem guten Nachtessen legen wir uns bereits um 21 Uhr schlafen, denn um 2:30 Uhr ist bereits wieder Tagwache angesagt!

Grand Combin vor dem Glacier de Corbassière am FreitagnachmittagGrand Combin vor dem Glacier de Corbassière am Freitagnachmittag

Gipfeltag

Nach einer kurzen Nacht und dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Der Himmel ist – wider Erwarten – wolkenbedeckt; es ist kein einziger Stern auszumachen. Entsprechend sind die Temperaturen auch moderat. Wir fahren die Moräne schräg herunter und fellen auf dem Gletscher an. Nun geht der lange Gletscherwackel los: In meditativem Tempo gehen wir über den langen Gletscher und steigen in Richtung Plateau des Maisons Blanches hoch.

Aufstieg im Bereich FrühstücksplatzAufstieg im Bereich Frühstücksplatz

Nun wird es etwas steiler, und mit einigen Spitzkehren erreichen wir auf ca. 3630m den Einstieg zum Couloir du Gardien (unterhalb von P.3764). Hier legen wir eine kurze Pause ein, wechseln auf die Steigeisen und binden die Skier auf den Rucksack. Dank der hervorragenden Spurarbeit der Gipfelaspiranten des Vortages ist das Vorankommen in der aufsteilenden Flanke kein Problem. Unterdessen ist es hell geworden, und ein Blick nach oben verheisst noch nichts Gutes: Die Wolken haben sich nur teilweise verzogen. Ob das Wetter hält?

Beginn des Couloir du Gardien. Eigentlich ist es kein Couloir – eher eine WandBeginn des Couloir du Gardien. Eigentlich ist es kein Couloir – eher eine Wand
Im unteren Drittel des Couloir du Gardien. Hinten der Mont BlancIm unteren Drittel des Couloir du Gardien. Hinten der Mont Blanc

Ein Bergführer spurt den Ausstieg durch die Eisbalkone neu ein, und wir folgen ihm dankend. Hier gilt es, eine kurze Passage von 10-20Hm mit ein paar Eisschrauben zu sichern. Nach einem Quergang stehen wir nun bald einmal am unteren Rand des Gipfelplateaus und können die Aussicht auf die verschiedenen Gipfel geniessen.

Eine geführte Seilschaft spurt den oberen Teil neu einEine geführte Seilschaft spurt den oberen Teil neu ein
Danny beim Ausstieg aus dem Couloir du GardienDanny beim Ausstieg aus dem Couloir du Gardien
Auf dem Gipfelplateau. Rechts der ValsoreyAuf dem Gipfelplateau. Rechts der Valsorey

Bei mir ist unterdessen schon ziemlich die Luft draussen, und so lässt mich Danny vorangehen, um das Tempo zu machen. Wir gehen nun am Seil, queren hinüber zum Combin de Valsorey und können bald einmal, ca. um 9 Uhr, auf dessen Gipfel stehen – der erste Gipfel ist geschafft!

Und nun vom Sattel zwischen Valsorey und Grafeneire zum HauptgipfelUnd nun vom Sattel zwischen Valsorey und Grafeneire zum Hauptgipfel

Mit den Fellen fahren wir ab in die Senke zwischen Valsorey und Grafeneire, und in langsamem Tempo und mit viel Keuchen (bei mir) erreichen wir nach 10 Uhr den zweiten und höchsten Gipfel, den Combin de Grafeneire. Unterdessen haben die Wolken kurz Überhand gewonnen und hüllen uns ein. Entsprechend halten wir die Gipfelrast kurz und bereiten uns auf die Abfahrt vor.

Bald einmal klart es aber wieder auf und wir können die Pulverschnee-Abfahrt schräg hinunter zur Mur de la Côte geniessen. Bei der Einfahrt zur steilen Mauer, die uns vom oberen auf das untere, östlich gelegene Gipfelplateau bringen soll, müssen wir nochmals ein knappes dutzend Höhenmeter aufsteigen, um zu einer geeigneten Einfahrtstelle zu gelangen. Die Verhältnisse passen und mit etwas Überwindung können wir diese heikle Passage mit den Skiern meistern.

Einfahrt Mur de la CôteEinfahrt Mur de la Côte
Rückblick Mur de la CôteRückblick Mur de la Côte

Nun montieren wir wieder die Felle und gelangen ziemlich flach hinüber zum letzten Gipfel der Trilogie. Ich muss nochmals ziemlich kämpfen, doch genau 8 Stunden nach dem Start stehen wir auf dem Combin de la Tsessette, und sind überglücklich.

Die Quellwolken mahnen uns jedoch zu Eile, und so dauert es nicht lange, bis wir die Skier auf Abfahrtsmodus gestellt haben und dem Corridor entgegen kurven. Diese objektiv gefährliche Abfahrt unter riesigen, scheinbar überhängenden Eisbalkonen wollen wir möglichst rasch passieren. Der pulvrige Schnee erlaubt glücklicherweise ein gutes Vorankommen. Weiter unten liegen jedoch viele Reste von Eislawinen auf der Route – diese Passage kann kaum gefahren, sondern muss abgerutscht werden. Wir sind heilfroh, als wir diese Passage gemeistert haben und uns ausserhalb der Eisschlag-Zone befinden.

Einfahrt Le CorridorEinfahrt Le Corridor
Le Corridor – schnell durch!Le Corridor – schnell durch!
Rückblick Le Corridor – geschafft!Rückblick Le Corridor – geschafft!
Die Quellwolken scheinen Überhand zu nehmenDie Quellwolken scheinen Überhand zu nehmen

Nun folgt eine genussvolle Sulzschnee-Passage über den Frühstücksplatz und den Glacier de Corbassière, bevor der Schnee allmählich nasser, schwerer und langsamer wird. Mit etwas Stockeinsatz gleiten wir nun der Hütte entgegen und müssen nur noch einen kurzen Gegenanstieg über die Moräne meistern, bis wir uns das wohlverdiente Bier in der Hütte gönnen dürfen. Unterdessen hat die Quellbewölkung nochmals etwas zugenommen und es fallen schon vereinzelte Schneeflocken. Zufrieden sitzen wir auf der Hüttenterrasse und können auf das Erreichte zurückblicken. Total 9 Stunden haben wir für die heutige Tour gebraucht.

Blick zurück bei der Hütte. Toll war’s!Blick zurück bei der Hütte. Toll war’s!

Abfahrt/Abstieg

Nach einer unruhigen Nacht – die Hütte war ziemlich voll – starten wir am Pfingstsonntag bereits um 6 Uhr mit der Abfahrt, um rechtzeitig das Postauto in Fionnay zu erreichen. Nach der sternenklaren Nacht ist der Schnee hart gefroren, und die Abfahrt über die zerfahrene Route erfordert hier und da gute Skitechnik. Wir erreichen unser Schuhdepot auf 1850m und wandern von dort gemütlich nach Fionnay. Leider hat das tolle Restaurant „Le Mazot“ um diese Zeit noch nicht geöffnet, und so müssen wir noch bis Le Châble mit Kaffetrinken warten.

Morgenstimmung beim Abstieg am FolgetagMorgenstimmung beim Abstieg am Folgetag

Auf dem Rückweg mit dem Zug via Martigny, Visp, Bern nach Zürich sind wir überglücklich über die erreichten Gipfelerfolge und darüber, dass alles so gut ins Wetterfenster gepasst hat!

Kurzinfos
  • Datum

    18. Mai 2018

    bis 20. Mai 2018

  • Region

    Wallis

  • Teilnehmer

    Alex

    Daniel L.

  • Höhenmeter

    3300m Aufstieg

    3300m Abstieg

  • Distanz30km
  • Schwierigkeit
    ZS
    S